Der aktuelle Newsletter von „Plan W – Frauen verändern Wirtschaft“ hat mich zu diesem Blogbeitrag inspiriert. Lesen sie zuerst die Zeilen von Kathrin Werner, der Redaktionsleitern von Plan W bei der SZ:
Vor vielen Jahren saß ich in einem Bewerbungsgespräch, meinem ersten überhaupt. Ein Jury-Mitglied stellte mir eine Frage, die mich aus dem Konzept brachte und seither nicht mehr loslässt: „Wer sind Ihre Vorbilder?“
Ich hatte keine Antwort parat und hätte auch heute keine, denn ich habe keine Vorbilder. Ich finde das schade, ich stelle mir ein Leben mit Vorbild einfacher vor und irgendwie zielgerichteter. Eine Studie nach der anderen belegt, dass es gerade Frauen motiviert, ein weibliches Vorbild zu haben.
Aber wen soll ich da nennen? Jeanne D’Arc oder Michelle Obama? Der Vergleich mit solchen Persönlichkeiten wirkt vermessen. Sollte ein Vorbild nicht jemand sein, der erreichbar ist, zumindest beinahe? Soll ich deshalb meine Mutter nennen, meine Großmutter oder meine wirklich sehr tolle Deutschlehrerin aus der 5. Klasse? Das wiederum ist nicht ambitioniert genug, oder?
Hoffentlich finden Sie nicht, dass ich arrogant klinge. Es gibt durchaus Frauen, die ich bewundere. Und natürlich auch ein paar Männer. Es gibt großartige Journalistinnen und Journalisten, die Skandale aufdecken, Reportagen recherchieren oder Dinge denken, die ich noch nie gedacht habe – und sie wunderbar auf den Punkt bringen können. Aber sind die meine Vorbilder? Dazu müsste ich mehr über sie wissen, finde ich. Vielleicht donnert die Top-Journalistin gerade links blinkend mit ihrem SUV über die linke Spur der Autobahn, direkt auf dem Weg zum Kreuzfahrt-Urlaub. Ein Vorbild sollte doch allumfassend vorbildlich sein, oder?
Der englische Begriff „Role Model“ macht es einem da leichter. Ein Role Model muss keine Heldin sein, ein Role Model kann ein Muster für einen Teil des Lebens sein, aber nicht zwangsläufig für alle. Role Model fallen mir eher ein, auch aus meinem eigenen Umfeld.
Interessiert Sie das Thema Vorbilder und Role Models so sehr wie mich? Dann können Sie sich schon auf die nächste Ausgabe von Plan W freuen, die am 28. September erscheint. Darin hat SZ-Kollegin Barbara Vorsamer einen Essay darüber geschrieben, dass sich gerade junge Frauen heutzutage immer häufiger gegenseitig als Role Models bezeichnen. Spannend!
Der amerikanische Soziologe Robert K. Merton hat, für mich, eine gute Definition für ein Role Model:
Personen die als Beispiel dienen und als Muster für spezifische Rollen nachgeahmt werden können.
Es müssen keine perfekten Vorbilder oder Stars sein, auch engagierte Menschen aus meinem alltäglichen Umfeld können mich inspirieren und mir helfen mein Lebenspotential voll auszuschöpfen.
Je nachdem welche Ziele ich persönlich für mich definiert habe, ist die Auswahl der geeigneten Role Model auch individuell. Sie helfen mir mein Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren und Hürden im Alltag zu meistern.
Fünf Eigenschaften eines Role Model
Die Jugendpsychologin Marilyn Price-Mitchell hat die fünf wichtigsten Eigenschaften gut auf den Punkt gebracht:
Ein Role Model zeigt:
1. Leidenschaft und die Fähigkeit zu inspirieren
2. einen eindeutigen Satz an Werten
3. Engagement für die Gemeinschaft
4. Selbstlosigkeit und Akzeptanz anderer
5. die Fähigkeit, Hindernisse zu überwinden.
Mehr Informationen zu Marilyn Price-Mitchell und ihrem Artikel unter
Ich hatte/habe in meinem Leben Vorbilder, vor 40 Jahren kannte ich den Begriff Role Model noch nicht, und habe auch im Laufe der Jahre ausgewechselt. Das Leben verläuft nicht nur gerade auf einer Ebene. Höhen und Tiefen machen es lebenswerter und formen mich als Persönlichkeit. Und vielleicht bin ich für andere Menschen in einer Phase ihres Lebens ein Role Model.
“If you can’t find a good role model, be one!” Gale Anne Hurd
Herzliche Grüsse
Ihre/Eure Brigitte Frank
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