Programmänderung für mich auf der internationalen Stoffmesse in München (04.-06.02-2020). Diesmal habe ich einen Teil meiner Zeit damit verbracht mir Vorträge zu den „Sustainability Seminars“ anzuhören.
Seit 2019 gibt es einen extra Raum in einer Halle, die „ReSource Area“, wo nachhaltig produzierte Stoffe ausgestellt sind und dazu ein Vortragsraum.
Dies zeigt, dass diese Branche auch (langsam) umdenkt – und einige der Produzenten schon sehr gut unterwegs sind – mit unterschiedlichen Siegeln auf dem Markt wie zum Beispiel:
Blauer Engel Textil, Bluesign, C2C Textil, EU Ecolabel Textil, FWF, Fairtrade Textil, GOTS, OEKO-TEX Made in Green.
Nicht so einfach für Sie als Käufer*in zu wissen, für was ein Siegel genau steht – oder wofür nicht.
Vergleichen einfach gemacht
Die Plattform www.Siegelklarheit.de ist die praktische Lösung. 2015 vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) angeregt und vom GIZ umgesetzt.
Die sehr übersichtliche Webseite unterstützt Verbraucher*innen beim nachhaltigen Einkauf.
Hier finden Sie die Siegel nach Produktgruppen geordnet, wie Textilien, Papier, Wasch-& Reinigungsmittel.
Eine Funktion, die mir besonders gut gefällt ist „Siegel vergleichen“.
Ich kann aus der Liste der verfügbaren Siegel einige auswählen und sehe direkt die Bewertung der drei Bereiche: Glaubwürdigkeit, Umweltfreundlichkeit und Sozialverträglichkeit. Nicht jedes Siegel steht für alle drei Bereiche, oft ist der Fokus nur auf ein oder zwei davon ausgerichtet, je nach Schwerpunkt der Unternehmensphilosophie und Ziele. Ich kann mich dann selbst fragen, was mir als Käufer*inbesonders wichtig ist, worauf ich persönlich Wert lege.
Screenshot der Website www.siegelklarheit.de mit der Funktion „Siegel vergleichen“
Ein weiteres Projekt für mehr Orientierung beim nachhaltigen Einkauf von Textilien ist der „Grüne Knopf“
Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltige Textilien, die ersten 27 Unternehmen sind seit Hebst 2019 zertifiziert. Gefördert wird es ebenfalls vom BMZ.
Der grüne Knopf verbindet Unternehmens- und Produktkriterien.
Die 26 Produktkriterien werden über bereits anerkannte Siegel (z.b. „GOTS“ ) bewertet.
20 Kriterien umfasst die Prüfungsliste für das Unternehmen, unterteilt in 5 Kernelemente:
– Unternehmenspolitik auf Menschenrechte + Umweltschutz ausrichten
– Risiken + Auswirkungen in der Lieferkette analysieren
– Effektive Maßnahmen ergreifen
– Transparent + öffentlich berichten
– Beschwerden berücksichtigen
Dieses Siegel ist allerdings „nur“ ein deutsches Textil-Siegel, und wird möglicherweise nicht international anerkannt.
Bis Mitte 2021 ist dieses Prüfsiegel in der Einführungsphase und der Erfolg wird auch mit davon abhängen, dass die unabhängigen Prüforganisationen die Einhaltung der Kritierien wirklich genau kontrollieren und Verstösse ahnden.
Bisher nicht mit einbezogen ist der Rohstoffanbau, der zur Herstellung der Textilien benötigt wird und das Weben oder Spinnen der Stoffe. Dieser Schritt soll erst nach der Einführungsphase erfolgen. Das Prüfsiegel bewertet bisher nur das Ende der Produktionskette.
Ziel beider Initiativen ist, das nachhaltige Handeln zu stärken.
Wer nachhaltig einkauft, kann auf Dauer etwas bewegen.
Das Interesse der Konsument*innen ist sehr hoch, nachhaltig und fair produzierte Kleidung einzukaufen. Die Textilbranche bewegt sich … in unterschiedlicher Geschwindigkeit.
Meine 6 Tipps für den nachhaltigen Umgang mit Textilien
- Kaufen Sie verstärkt Mode von Labeln die auf Öko-Prüfsiegel setzen
- Fragen Sie sich: brauche ich dieses Kleidungsstück wirklich?
- Bauen Sie mit System eine Basisgarderobe auf (Capsule Wardrobe)
- Kaufen Sie (einige) Klassiker, die über Jahre tragbar sind – und sie immer gut aussehen
- Tauschen Sie Kleidungstücke auf Kleiderbörsen
- Upcycling – nähen Sie selbst ihre Kleidungstücke um oder geben diese an eine „Fee“ die daraus neue Stücke schneidert.
Seit einigen Monaten bin ich in der Schweiz aktives Mitglieder der internationalen Bewegung GWÖ (Gemeinwohl-Ökonomie). Engeltaugliches Wirtschaften ist ein Kernwert und daher beschäftige ich mich jetzt in meiner unternehmerischen Tätigkeit noch intensiver mit den Nachhaltigkeitsthemen. Mehr dazu in meinem nächsten Blogartikel, woran ich arbeite und nachdenke.
Herzliche Grüsse
Eure/Ihre Brigitte Frank