Positives Denken führt zu positiven Ergebnissen. Ganze Bücherreihen gibt es in den Buchhandlungen zu diesem Thema und viele von uns haben zumindest ein Buch davon gelesen.
Zu den Kritikern des „nur“ positives Denken hilft schon Ziele zu erreichen, gehört die renommierte Psychologin Gabriele Oettingen. Sie ist Professorin für Pädagogische Psychologie und Motivation in Hamburg und New York.
In den letzten 20 Jahren hat sie viele Studien mit sehr unterschiedlichen Zielgruppen und verschiedensten Lebensbereichen in Deutschland und den USA durchgeführt.
Anlass dazu gab einer ihrer ersten Studien über Gewichtsreduktion. Sie befragte Frauen, die sich zu einem Programm angemeldet hatten. Je positiver sich die Frauen zu Beginn ihre Gewichtsverluste ausgemalt haben, je schöner Sie sich in der Zukunft gesehen haben, desto weniger Kilos haben Sie tatsächlich verloren. Das Ergebnis war genau das Gegenteil, was Gabriele Oettingen zunächst vermutet hatte. Zu Beginn der 90iger Jahre war das Thema „Positives Denken“ sehr stark verbunden mit der Annahme, dass dadurch die Ziele leichter erreicht werden.
Sie führte weitere Studien durch, diesmal mit Hochschulabsolventen. Je positiver sie darüber gesprochen hatten und davon träumten, nach der Uni schnell einen guten Job zu finden, umso länger hat es gedauert. Teilweise waren sie sogar zunächst arbeitslos.
Oettinger und ihre Kollegen machten sich auf die Suche nach den Ursachen für diese unerwarteten Ergebnisse. Sie beobachtete folgendes: bei Menschen, die angeleitet werden positiv zu denken, sinkt das Energielevel. Ihr Blutdruck wurde niedriger. Sie entspannten sich und lehnten sich gemütlich zurück. In ihren Träumen war die Arbeit ja bereits gemacht. Wozu noch handeln?
In ihrem Buch „Rethinking Positive Thinking“ (2014) und in der deutschen Übersetzung aus 2015 “Psychologie des Gelingens“ fasst sie ihre Forschungsergebnisse zusammen. Ihre Überzeugung: Fantasien und Tagträume sind regelrechte Erfolgskiller.
Gabriele Oettingen entwickelte eine Methode, um die eigenen Ziele wirklich zu erreichen.
Sie nennt ihre Technik „mentales Kontrastieren“ und diese besteht aus 4 Schritten:
W = Wish
O = Outcome
O = Obstacle
P = Plan
Erster Schritt:
Ich definiere den Wunsch, der mir wirklich wichtig ist. Das kann im beruflichen, aber auch im privaten Umfeld sein.
Zweiter Schritt:
Jetzt male ich mir aus, wie es sein wird, wenn ich diesen Wunsch erreicht habe. Wie fühlt sich das Ergebnis (Outcome) an für mich, wie geht es mir damit.
Jetzt wird es interessant und neu im Ansatz, den die beiden bisherigen Schritte kennen wir ja bereits vom rein positiven Denken.
Dritter Schritt:
Ich gehe wieder einen Schritt zurück und frage mich, was mich daran hindern (obstacle) kann dieses Ziel zu erreichen.
Vierter Schritt:
Ich mache mir einen Plan, wie ich die Hindernisse überwinden kann, den „Wenn-Dann-Plan“. Dieser hilft mir genau dann, wenn es gilt auftretende Probleme zu lösen.
Für diese 4 Schritte hat Gabriele Oettingen eine eigene APP entwickeln lassen: WOOP
Und das beste: diese APP ist kostenlos zum Download für iOS oder Android in APP-Stores
Weitere Infos auf ihrer Internetseite unter: http://woopmylife.org/app-de/
Auszug Text von dieser Webseite:
„Die WOOP-App ermöglicht es Ihnen, die Imaginationstechnik WOOP (Wish, Outcome, Obstacle, Plan) zu erlernen und praktisch zu üben. Sie können Ihre Wünsche speichern und Ihren persönlichen Fortschritt bei der Wunscherfüllung dokumentieren. WOOP wird Ihnen helfen, Ihre wichtigsten Wünsche zu finden und sie dann zu realisieren, Prioritäten zu setzen und das zu erreichen, was Ihnen wirklich am Herzen liegt.“
Wichtig ist die Einhaltung der Reihenfolge der 4 Schritte. In Studien hat sie festgestellt, dass eine Änderung der Schritte wesentlich schlechtere Ergebnisse bringt. Wenn ich mir zuerst ein Hindernis vorstelle und dann das Ergebnis, also Schritt 2 und Schritt 3 tausche, funktioniert die Methode nicht mehr so gut.
Während wir diesen Gedankenprozess durchlaufen, ob in der APP oder auch einfach auf Papier diese 4 Schritte durchdenken und Notizen machen, arbeitet unser Unterbewusstsein.
Die Zukunft und die Realität werden miteinander verbunden durch das Vorstellen eines Wunsches und gleichzeitiger Benennung der möglichen Hindernisse. Dies ist der grosse Unterschied zum rein positiven Denken.
Mit dem Wenn-Dann-Plan denke ich an die Zukunft und bekomme gleichzeitig die Anleitung für die Realität, wie ich die Hindernisse überwinden kann.
Schöner Nebeneffekt, wenn ich mit der WOOP-Methode arbeite: dieses Tool hilft mir dabei, meine wirklichen Ziele und Wünsche zu erkennen. Wünsche und Ziele die ich ganz nett finde und dann bei den nächsten Schritt merke ich, dass mich das nicht wirklich so brennend interessiert oder in die falsche Richtung gehen.
Ein Beispiel: Will ich unbedingt Klavierspielen lernen, habe jedoch sehr wenig Talent, so bedeutet es sehr viel Zeit, Kraft und Geld dieses Ziel zu erreichen. Habe ich mehr Talent fürs Malen, so kann ich da mit wesentlich weniger Zeiteinsatz und Kraft sehr gute Ergebnisse erreichen.
So hilft mir ihre Technik gut weiter zu erkennen welchen Wünschen ich weiter nachgehe und welche ich sein lasse. Dies gibt mir Zeit und Kraft für andere, neue Wünsche in meinem Leben.
Ich arbeite seit kurzem mit dieser APP und kann sie wirklich empfehlen. Das gleiche gilt für ihr Buch „ Psychologie des Gelingens“, als Ebook aktuell für 9,99 Euro. Ich konnte einiges dazulernen und sage an dieser Stelle ein grosses DANKE an eine – weitere – aussergewöhnliche Frau.
Und ich würde mich freuen, wenn ich Feedback erhalte von Frauen/Männern, die bereits mit der APP arbeiten und/oder das Buch gelesen haben.
Herzlich,
Eure/Ihre Brigitte Frank
Liebe Brigitte
Danke für Deinen Bericht über WOOP und die Arbeit von Frau Prof. Gabriele Oettingen. Ich lernte sie 2014 persönlich kennen, als sie an der Uni Zürich mit und bei Maya Storch einen Workshop gab, schon vor der Zeit der Buchveröffentlichung. Natürlich habe ich dann das Buch gelesen. Seit dem ich die Inhalte im Jahr 2014 von ihr persönlich kennenlernte, verwenden wir bei Netzwerk Kadertraining diese Methode des „mental contrasting and implementation intention“ in unserer Arbeit mit Menschen in Lern- und Veränderungsprozessen. Wir haben einen ganzen Workshop so aufgebaut. Es ist sehr, sehr hilfreich und wir haben immer wieder echte Durchbrüche beobachten können.
So schön, nun von Dir darüber zu lesen. Du hilfts mi,t,die gute Idee zu verbreiten. Die Möglichkeit mit der App für sich ganz persönlich zu arbeiten ist super und entspricht dem Zeitgeist.
Also, mein nächster Schritt: her mit der App.
Bis bald mal wieder
herzlichst
Ulrike
Liebe Ulrike
Danke für Dein schnelles Feedback. Finde ich sehr interessant, dass Du mit dieser Methode arbeitest. Und gut zu lesen, dass Du damit echte Durchbrüche erzielen kannst bei Deinen Teilnehmern.
Die App ist wirklich klasse, kann jederzeit draufschauen und bin motiviert, meine Fortschritte einzugeben. Für mich sehr einfach zu handhaben, das Mobiltelefon hab ich meistens bei mir.
Freu mich, Dich bei nächster Gelegenheit wieder zu sehen.
Herzliche Grüsse
Brigitte