Der Weltschlaftag am 16. März 2018 hat mich inspiriert zu diesem Artikel.
Schlaf ist lebenswichtig. Warum genau Schlaf für uns Menschen so wichtig ist und was beim Schlafen genau abläuft, vor allem im Gehirn, wird seit einiger Zeit erforscht.
Einige beeindruckende Zahlen zu unserem Wunderwerk Gehirn:
170.000 km Nervenfasern sind mit über 1014 Synapsen miteinander verbunden. Man könnte die Nervenfasern des Gehirns mehr als viermal um die Erde wickeln.
84 Mrd. Neuronen bilden unser Gehirn.
400 g wiegt das Gehirn eines Erwachsenen im Durchschnitt.
Damit entspricht das Gewicht des Gehirns ca. 2% des Körpergewichts – es braucht jedoch 20% unseres täglichen Energiebedarfs.
Eine Schlafstudie von Prof. Dr. Christoph Nissen aus dem Jahr 2016 gibt aufschlussreiche Antworten.
Während der letzten 15 Jahren forschte er als Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikum in Freiburg (D) – und ist seit Anfang 2017 ärztlicher Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Bern.
Er konnte nachweisen, dass das menschliche Gehirn im Schlaf Platz für weitere Informationen schafft. Wer Neues lernen will, sollte ausreichend schlafen.
Im Schlaf wird die Aktivität der Nervenzell-Verbindungen, als Synapsen bezeichnet, reduziert. Nur wichtige Verbindungen bleiben erhalten, viele werden geschwächt oder sogar gekappt. Damit schafft das Gehirn wieder Platz um neue Informationen zu speichern. Und durch das Runterfahren der Synapsen wird Energie gespart.
Wie gut die Fähigkeit des Gehirns ausgeprägt ist, die Übertragung zwischen Nervenzellen an neue Reize anzupassen, dieser Vorgang wird als synaptische Plastizität bezeichnet. Es ist die Grundlage von Lernen, Gedächtnisbildung und unserer Anpassungsfähigkeit an eine sich verändernde Umwelt.
Um die synaptische Aktivität zu ermitteln, untersuchten die Forscher je 27 gesunde und depressive Personen. Sie reizten mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden ein bestimmtes motorisches Areal im Gehirn, das für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist. Dann maßen sie, wie stark der Daumenmuskel dadurch aktiviert wird. Im zweiten Schritt kombinierten sie die Reizung mit einer wiederholten Stimulation eines Nervs am Arm, der Informationen ins Gehirn sendet. Hatte durch die Kopplung ein Lernvorgang in Form einer stärkeren Verknüpfung von Nervenzellen in der Gehirnrinde stattgefunden (synaptische Plastizität), war die Reaktion stärker als zu Beginn des Experiments. Der Versuchsaufbau ist für die Messung der synaptischen Plastizität bereits etabliert.
Er konnte auch nachweisen, dass depressive Probanden eine verminderte synaptische Plastizität aufweisen solange diese depressive Phase andauert.
Auf Youtube gibt es von Prof. Dr. Nissen Vorlesungen zum Thema „Schlaf in der Ausbildungs- und Arbeitswelt“
Wie lange sollen wir schlafen, wie viel Schlaf braucht unser Körper?
Die richtigen Schlafzeiten sind für jede Person individuell und können ausgetestet werden.
Die allgemeine Richtlinie von acht Stunden Schlaf passt nicht unbedingt. Viele wissen gar nicht, wie viel Schlaf sie wirklich brauchen und haben falsche Erwartungshaltungen, so Nissen.
Anfang September 2017 erschien eine Richtlinie der europäischen Gesellschaft für Schlafforschung, woran Nissen mitgearbeitet hat. Medikamente sollten erst verschrieben werden, wenn die kognitive Verhaltenstherapie nicht wirkt. Und dies ist sehr selten, zumeist wirkt die Therapie.
Viele von uns schlafen über Jahre hinweg zu wenige Stunden. Unser Körper gewöhnt sich an den chronischen Schlafmangel. Auf Dauer ist unser Körper dadurch gestresst, epigenetische Veränderungen sind die Folge.
Wir haben 30 Billionen Zellen in unserem Körper und jede Zelle hat 23.000 Gene, die auf jeweils 2 m DNA-Faden aufgereiht sind. Unsere Zellen werden geprägt durch unseren Lebensstil und wir beeinflussen damit unsere Gesundheit.
Ein gutes Buch dazu hat Peter Spork (Wissenschaftsjournalist) geschrieben: Gesundheit ist kein Zufall. Wie das Leben unsere Gene prägt – die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik.
Wer gerne ein Interview zu diesem Thema hören möchte mit ihm und und Christina Berndt Wissenschaftsjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung.
Schlafen wir genügend, können wir besser entspannen und dies wirkt in unsere Zellen hinein. Wir sind leistungsfähiger – körperlich und physisch. In Studien wird nachgewiesen, dass zu wenig Schlaf uns auf Dauer dümmer macht.
Wie geht das einher, dass Topmanager und Politiker sehr oft wenig schlafen?
Nach dem Motto: wir sind wichtig, ganz oben und haben wenig Zeit zum schlafen.
Müde Menschen verhandeln schlechter:
Aktuelles Negativ-Beispiel waren die Deutschland die Jamaika-Verhandlungen der Parteien, eine neue Regierungskoalition auf Bundesebene zu formen.
Schlafforscher waren über den Verlauf der Verhandlungen kaum überrascht.
Wer unter Schlafmangel leidet, kann Probleme schlechter lösen. Emotionen spielen dann eine grössere Rolle, sagt Jürgen Zulley, ehemaliger Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums
an der Universität Regengsburg.
Oder Steffen Gais, Schlafforscher der Universität Tübingen: „Jetzt ist genau das eingetroffen, was die Schlafforschung vorhersagt. Die Teilnehmer der Sondierungsgespräche sind voll auf Risiko gegangen, sie haben sich damit immer weniger vertraut und die Stimmung ist eingebrochen.
Erstes Umdenken:
Im aktuellen Buch der Huffington-Post Gründerin Arianna Huffington preist sie die Vorzüge des Ausgeschlafenseins: „The Sleep Revolution“. Sie war ihr halbes Arbeitsleben chronisch übermüdet bis sie zusammenklappte. Sie reagierte und gönnt sich seitdem mindestens sieben Stunden Schlaf.
Auch Jeff Bezos, Chef von Amazon gönnt sich acht Stunden Schlaf. Von Goethe und Mozart ist bekannt, dass sie bekennende Langschläfer waren.
Positive Auswirkungen:
Bin lernfähiger
Bin leistungsfähiger
Geringere Gefahr für Depression
Geringere Gefahr für Bluthochdruck
Besser das Körpergewicht halten
Wir können in jeder Phase unseres Lebens damit starten, unseren Lebensstil zu verändern!
Fit, vital und geistig frisch – unser Gegenüber sieht uns das an und wir haben damit eine weitere Komponente zum „Auftreten mit Wirkung“.
Herzlich,
Eure/Ihre Brigitte Frank